
Der Kanonenbahn-Radweg im Grünen Herzen Deutschlands
Der Kanonenbahn-Radweg – neues, umweltfreundliches, touristisches Highlight im Grünen Herzen Deutschlands
Dieser wurde am 31.10.2019 feierlich seiner Bestimmung übergeben und wird seither sehr zahlreich von Radfahrern und Wanderern genutzt. Die Bauphase erstreckte sich über die Jahre 2017 bis 2019 in mehreren Bauabschnitten. Der Gedanke dazu kam im Eichsfelder Kanonenbahn Verein e. V. aber bereits in den frühen 2000er Jahren auf. Von der ersten Idee bis zur Umsetzung war dann ein langer, teilweise steiniger Weg.
Es musste eine, Landkreis übergreifende, Zusammenarbeit organisiert und zahlreiche Anliegergemeinden für die Unterstützung des Projektes gewonnen werden.
Mit Ausnahme der Gemeinden Großbartloff und Effelder ließen sich glücklicherweise alle Ortsbürgermeister von dem Projekt „Kanonenbahn-Radweg“ begeistern und zu einer finanziellen Unterstützung bewegen. Heute zeigt sich an der überwältigenden Nutzung, wie Gold richtig dieses war.
Im Folgenden möchten wir für Fahrradenthusiasten und alle weiteren Interessierten dieses touristische und umweltfreundliche Infrastruktur-Highlight sowie dessen Werdegang etwas näher vorstellen.
Baulichkeiten der Kanonenbahn entlang der Draisinen- und Radwegestrecke
Der Eichsfelder Strecken-Abschnitt der „Kanonenbahn“ gestaltete sich entsprechend der topographischen Geländegegebenheiten und wechselnden Bodenverhältnissen als bautechnisch sehr anspruchsvolles und finanziell aufwendiges Vorhaben.
Der von den Experten 1874 gewählte Streckenverlauf zwischen Dingelstädt und Eschwege war neben kilometerlangen Einschnitten und Dämmen auch mit dem Bau von 4 großen Brückenbauwerken und 6 Tunneln sowie unzähligen Nebenanlagen wie z.B. Gräben, Stützmauern, Durchlässe, etc., verbunden.
Davon werden infolge der Draisinen- und Radwegenutzung folgende dominante Baulichkeiten frequentiert:
Länge | Höhe | |
ehemaliger Bahnhof Dingelstädt | ||
Unstrut-Viadukt bei Kefferhausen | 53 m | 35 m |
ehemaliger Bahnhof Küllstedt | ||
Gießebrücke bei Büttstedt | 39 m | 18 m |
Küllstedter Tunnel | 1.530 m | |
Mühlberg-I-Tunnel | 155 m | |
Mühlberg-II-Tunnel | 343 m | |
Heiligenberg-Tunnel | 198 m | |
Entenberg-Tunnel | ||
Lengenfelder-Viadukt | 237 m | 24 m |
ehem. Bahnhof Lengenfeld unterm Stein |
Das Lengenfelder-Viadukt mit seinem imposanten Erscheinungsbild, kann aus sicherheitstechnischen Gründen nur mit der Draisine überfahren werden.
Die Radfahrer werden durch die Ortslage Lengenfeld unterm Stein in Sichtweite des Viaduktes geführt.
Historisches zur „Kanonenbahn“
Die im Volksmund bezeichnete „Kanonenbahn“ wurde im Ergebnis der militärstrategisch unzureichenden Ost-West-Verbindung im deutsch-französischen Krieg (1870/71) nachfolgend zwischen Berlin und Metz, errichtet.
Die Eröffnung des Eisenbahnstreckenabschnitts Leinefelde-Eschwege (46 km) erfolgte am 20. April 1880.
Die Bahnlinie war zunächst nur eingleisig ausgebaut aber in ihrer Breite zweigleisig angelegt worden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde auf Drängen des Militärs mit dem zweigleisigen Ausbau begonnen.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde laut dem Versailler Friedensvertrag (1920) das zweite Gleis wieder entfernt.
Während des Zweiten Weltkrieges dienten die Tunnel vorrangig als Versteck für notwendiges Kriegsmaterial.
Am 2. April 1945 wurde von zurückweichenden deutschen Verbänden das Frieda-Viadukt gesprengt. Dieser Bereich wurde Bestandteil der Deutsch-Deutschen-Grenze, infolge dessen der Bahnverkehr nach Eschwege nicht wieder aufgenommen wurde.
Auch am 6. April 1945 kam es an der Gießebrücke zu einer solchen Sprengung. Mit einer Notbrücke über die Gieße konnte ab 1946 ein durchgängiger Zugverkehr von Leinefelde nach Geismar wieder ermöglicht werden.
Wegen technischer Mängel auf dem Teilstück zwischen Küllstedt und Geismar wurde am 31. Dezember 1992 der Bahnverkehr eingestellt.
Im Zusammenhang mit dem stetig nachlassendem Personen- und Güterverkehr nach 1990 erfolgte letztendlich auch die Betriebsein-stellung am 04. August 1996 für den Rest der Strecke bis Leinefelde.
Im Februar 2008 wurde durch das Eisenbahn-Bundesamt die Freistellung von Bahnbetriebszwecken formell vollzogen.
Die Kanonenbahn gGmbH kaufte 2011 das Teilstück Dingelstädt bis Geismar, um die Draisinennutzung weiterhin aufrechterhalten zu können.
Von 2017 bis 2019 erfolgte der Bau des „Kanonenbahn-Radweges“, der 19 km parallel zur ehemaligen Bahnstrecke verläuft.